Die 3 giftigsten Räuber der Meere

Ein Spaziergang durch seichtes Wasser oder ein Urlaubsfoto mit einer winzigen, farbenfrohen Krake? Was harmlos klingt, kann schnell zum Verhängnis werden und kostete schon so manchem Badegast das Leben. Denn nicht jede Gefahr ist auf den ersten Blick zu erkennen.

Warnschild vor gefährlichen Quallen am Strand
Warnschild © Kath Bunney via Adobe Stock

Giftige Meerestiere tummeln sich vorwiegend in tropischen und subtropischen Gebieten. Gelegentlich werden sie damit zum Problem für Urlauber und Einheimische, die mit ihnen in Kontakt kommen. Besonders das fehlende Wissen im Umgang mit den zum Teil hochgiftigen Tieren führt zu Unfällen, bei denen der Mensch den Kürzeren zieht. Häufig fehlt aber auch die Kenntnis, diese giftigen Meeresbewohner überhaupt zu sehen. Also Vorsicht beim nächsten Urlaub, denn bereits beim Schlendern am Strand kann es gefährlich werden.

Aktive und passive Vergiftungen

Bei giftigen Meeresbewohnern unterscheidet man zwischen passiv und aktiv giftigen Tieren, deren Gifte auf verschiedene Weisen freigesetzt werden.

Vermutlich hat jeder schon einmal Geschichten von Lebensmittelvergiftungen gehört, die durch den Verzehr von falsch zubereitetem Kugelfisch verursacht wurden. Nicht selten bezahlten die ahnungslos Speisenden ihre Mahlzeit mit dem Leben. Dabei handelt es sich um eine passive Vergiftung, da diese erst durch den Verzehr und nicht durch eine direkte Handlung des Tieres hervorgerufen wird. Das Gleiche trifft auch auf andere maritime Bewohner zu, die erst durch den Verzehr zu einer akuten Gefahr werden.

Aktiv giftige Tiere hingegen nutzen ihr Gift (wie der Name schon vermuten lässt) aktiv zur Beutejagd oder als Verteidigungsmechanismus. Dafür setzen sie ihr Gift gezielt als Waffe ein und geben es über verschiedene Körperteile an ihre Opfer weiter. Die Natur hat diesbezüglich erstaunlichsten Mechanismen hervorgebracht: giftigen Speichel, blitzschnelle Nesselzellen, mit Gift durchzogene Stacheln und viele mehr.

Im Anschluss folgen faszinierende Informationen zu den drei aktiv giftigsten Meeresbewohnern: Wer sie sind, wo sie leben, welche Auswirkung ihr Gift hat und wie man sich gegen eventuelle Gefahren schützen kann.

Seewespe (Chironex fleckeri)

Zwei Würfelquallen in klarem Wasser
Würfelquallen © Paul Souders via Adobe Stock

Nicht nur die giftigste Qualle, sondern auch das giftigste und wohl tödlichste Lebewesen der Meere ist die Seewespe (Chironex fleckeri), eine Würfelquallenart, die durch ihr transparentes Äußeres im Wasser meist erst zu erkennen ist, wenn es zu spät ist.

Den Namen verdanken Würfelquallen ihrem quadratischen Körper, dem sogenannten Schirm, der einem Würfel ähnelt.

Würfelquallen leben in tropischen und subtropischen Meeren, wobei die weniger gefährlichen Arten weltweit an tropischen Stränden auftauchen. Die Seewespe hingegen lässt sich vorrangig in den Gewässern Nord- und Ostaustraliens finden. Besonders in der Sommerregenzeit von Oktober bis Mai kommt es dort immer häufiger zu Massenansammlungen der Seewespe, was zu einer großflächigen Sicherung oder gar Schließung der Strände führt. Das ist keineswegs übertrieben, denn dort weiß man um die tödliche Gefahr, die von der kleinen Qualle ausgeht.

Die Seewespe besitzt ein extrem effektives Gift, das einen erwachsenen Menschen innerhalb weniger Minuten töten kann, wenn die Vergiftung unbehandelt bleibt. Geschätzt wird, dass das Nesselgift einer einzigen Qualle zwischen 60 und 250 Menschen töten kann.

Die Zusammentreffen zwischen Seewespen und Menschen können gemeinhin als Unfall gewertet werden. Denn obwohl die Seewespe ein aktiver Jäger ist, hat sie sich auf die Jagd kleiner Fische spezialisiert. Dass es dennoch jährlich zu so hohen Unfallzahlen kommt, liegt an dem nahezu durchsichtigen Schirm der Nesseltiere, der auch in klaren Gewässern kaum zu erkennen ist. Auch ihre bis zu drei Meter langen Tentakel sind im Wasser beinahe unsichtbar und schießen bei Hautkontakt unverzüglich ihre Nesselzellen in die ahnungslosen Opfer.

Das Gefühl bei Hautkontakt wird wie ein Brennen beschrieben, das einem glühenden Eisen auf der Haut ähnelt. Die betroffenen Hautstellen können durch die Vernesselung so stark geschädigt werden, dass sichtbare Narben zurückbleiben oder gar eine nekrotische Wirkung einsetzt und die Haut beginnt, sich zu zersetzen. Das enthaltene Toxin breitet sich kurz nach dem Kontakt im gesamten Körper aus und kann neben starken Schmerzen zu Krämpfen, Übelkeit und Schwindel führen. Wichtig ist, die betroffene Person schnellstmöglich aus dem Wasser zu holen, da das Gift bereits nach kurzer Zeit zu Lähmungserscheinungen führt. Die Lähmung breitet sich neben den Muskeln auch schnell auf die Atmung und das Herz aus, weshalb umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht werden sollte.

In Australien ist ein Antiserum vorhanden, das so schnell wie möglich verabreicht werden sollte, da Verletzte in Extremfällen bereits fünf bis 20 Minuten nach Kontakt mit der Seewespe verstarben. Meist führte der einsetzende Atemstillstand zum Tod.

Die Nesselzellen der noch auf der Haut vorhandenen Tentakel sollten, wenn möglich, deaktiviert werden, um eine weitere Vernesselungen zu vermeiden. Dazu steht an vielen Badestränden Australiens Essig bereit, der auf die betroffenen Hautstellen gegeben werden kann. Die Tentakel sollten anschließend mit einer Pinzette entfernt werden – niemals mit den Fingern berühren oder mit einem Badetuch abrubbeln.

Auch der hartnäckige Mythos, Urin würde Abhilfe schaffen, ist falsch. Im Gegenteil: Urin fördert sogar die Aktivierung der weiteren Nesselzellen und verschlimmert die Situation.

Als Schutz gibt es mittlerweile sogenannte „stinger suits“ – spezielle Tauch-Overalls aus Kunststoff, die Vernesselungen verhindern sollen. Leider bleiben dabei, wie auch bei normalen Taucheranzügen, das Gesicht und die Hände unbedeckt. Demnach sollte man weiterhin Vorsicht walten lassen oder auf zusätzliche Schutzausrüstung setzen.

Generell ist es ratsam, sich vor dem Baden zu informieren, ob die Strände als seewespenfrei gelten und auf angespülte Quallen am Strand zu achten. Wo eine Seewespe ist, sind die anderen nicht weit entfernt. In unseren heimischen Gewässern droht allerdings keine Gefahr, da es ihnen hier einfach zu kalt ist.

Großer Blaugeringelter Krake (Hapalochlaena lunulata)

Blaugeringelter Krake im Steinriff lässt seine blauen Ringe aufleuchten
Blaugeringelter Krake © indy1227 via Adobe Stock

Ein weiterer giftiger Vertreter der Meere ist der Große Blaugeringelte Krake (Hapalochlaena lunulata), auch als Blauring-Krake oder Blauring-Oktopus bekannt. Der Name verweist dabei nicht auf seine enorme Körpergröße, denn mit nur drei bis vier Zentimetern ist ein echter Winzling, sondern auf die Größe seiner blau-gefärbten Ringe am Körper. Diese schmückenden Ringe sind die größten aus der Gruppe der Blaugeringelten Kraken, zu der insgesamt fünf Arten gehören.

Der Große Blaugeringelte Krake ist in den tropischen Gewässern des Indopazifiks zu Hause, wozu auch die Küstengewässer Australiens gehören. Häufig lassen sie sich an küstennahen Korallen oder in Gezeitentümpeln nieder. Dort kommt es immer wieder zu Unfällen, wenn unwissende oder übermütige Strandbesucher die kleinen Kreaturen berühren, sie auf die Hand nehmen oder gar mit ihnen spielen. Unfälle mit Tauchern oder Schwimmern sind hingegen nicht bekannt.

Die scheuen Tiere besitzen eine gelb-bräunliche Färbung und lassen ihre blauen Ringe nur als Warnung aufleuchten, wenn sie sich bedroht oder in die Enge getrieben fühlen. Die kräftigen Farben sind für das menschliche Auge zwar schön anzusehen, aber im Tierreich häufig eine Warnung und soll zeigen: Achtung, Gift!

Falls auch diese Warnung nicht mehr hilft, beißt der Krake zu. Der eigentliche Biss ist nicht besonders schmerzhaft und wird gelegentlich erst entdeckt, wenn die ersten Symptome einsetzen. Denn die Gefahr lauert nicht in seinem Biss, sondern dem übertragenen Speichel. Dieser enthält eines der stärksten Toxine der Welt, das sogenannte Tetrodotoxin. Dabei handelt es sich um ein hocheffektives Nervengift, das auch im Pfeilgiftfrosch, dem giftigsten bekannten Landlebewesen, zu finden ist.

Dieses Neurotoxin ist so effektiv, dass ein einzelner Biss ausreichen würde, um zehn Menschen auf einmal zu töten. Schon nach wenigen Minuten machen sich die ersten Probleme bemerkbar. Es kommt zu einem leichten Prickeln im Gesicht, auf das Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken folgen. Ein allgemeines Schwächegefühl und Taubheitsgefühl setzen ein. Das Toxin führt durch die Blockierung der Nervenzellen zu einer Lähmung der Muskeln und greift anschließend auf die Atmung über. Es ist überlebenswichtig, Betroffene umgehend in ärztliche Hilfe zu begeben, da ein Atemstillstand droht, der zum Tod führen kann.

Da es aktuell kein Gegengift gibt, ist die einzige Behandlungsmöglichkeit eine künstliche Beatmung, bis die Lähmung über Zeit nachlässt und die betroffene Person wieder selbstständig atmen kann. Die Wirkung des Gifts ebbt meist nach einigen Stunden wieder ab, weshalb eine Beatmung in diesem Zeitraum essenziell ist. Das Herz-Kreislauf-System sollte anschließend über einen Zeitraum von 24 Stunden überwacht werden.

In dem Fall des Großen Blaugeringelten Kraken gilt wirklich: Klein, aber oho! Vor diesem winzigen Weichtier sollte man sich in Acht nehmen. Generell ist es ratsam, keine kleinen Kraken zu berühren oder zu versuchen, mit ihnen zu spielen. Denn der Blaugeringelte Krake ist ohne seine warnenden Ringe mit dem bloßen Auge weder zu erkennen, noch von anderen Kraken zu unterscheiden.

Echter Steinfisch (Synanceia verrucosa)

Getarnter Steinfisch auf dem Meeresgrund
Steinfisch © Mike Workman via Adobe Stock

Der giftigste Fisch und ein Meister der Tarnung ist der Echte Steinfisch (Synanceia verrucosa). Wie sein Name bereits verrät, gehört er zur Gruppe der Steinfische, die allesamt giftige Eigenschaften besitzen.

Der Echte Steinfisch ist der mit Abstand giftigste Vertreter seiner Artgenossen und besitzt das größte Verbreitungsgebiet aller Steinfische. Zu finden ist er im Roten Meer und Indopazifik bis hin zum Südpazifik und ist dort meist im seichten Wasser an Küsten und Korallenriffen anzutreffen. Das ist kein Zufall, denn dort kann er sich perfekt verstecken und mit seiner Umgebung verschmelzen. Als Bodenfisch liegt er die meiste Zeit bewegungslos am Meeresgrund und gräbt sich bei geeignetem Boden gerne in felsiger Umgebung ein.

Der Echte Steinfisch nutzt seine Tarnung bei der Jagd nach Fischen und kleinen Krebsen, denen er im Sand auflauert, um sie beim Näherkommen blitzschnell in seinen Schlund einzusaugen. So kann er tagelang auf derselben Stelle verharren und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen oder verscheuchen.

Was für den Echten Steinfisch eine exzellente Möglichkeit zur Beutejagd ist, kann für den Menschen schnell gefährlich werden. Durch seine Tarnung ist er für das menschliche Auge schlecht bis gar nicht zu erkennen und bewegt sich auch bei drohender Gefahr (und menschlichen Füßen) nicht vom Fleck. Stattdessen stellt er zur Verteidigung seine stacheligen Rückenflossen auf, die mit einer Giftdrüse unter der Haut verbunden sind. Beim versehentlichen Drauftreten schießt das Gift durch die Stacheln in das ahnungslose Opfer. Der Grad der Vergiftung hängt dabei von dem Druck ab, der auf die Stacheln ausgeübt wird. Je stärker man also auf den Echten Steinfisch drauftritt, desto mehr Gift pumpt man gewissermaßen selbst in sich hinein.

Nicht nur der Schmerz durch die Stacheln ist enorm, die Vergiftung sorgt außerdem für extreme, pulsierende Schmerzen an der Einstichstelle, die sich in den gesamten Körper ausbreiten. Dabei kann sich der einsetzende Schmerz noch über Minuten bis Stunden steigern und anschließend bis zu mehrere Tage anhalten.

Durch die offene Einstichstelle kann es zu einer Infektion kommen, die unbehandelt zu einer Amputation der entsprechenden Gliedmaßen führt.

Die einsetzenden Vergiftungserscheinungen reichen von einem einsetzenden Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bis hin zu starken Herz-Kreislauf-Problemen, und einem Blutdruckabfall, der zum Kollaps führen kann. Unbehandelt kann das enthaltene Nerventoxin zum Atemstillstand und Herzstillstand führen, weshalb umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht werden sollte.

Ein Antiserum steht vorrangig in Australien zur Verfügung und darf nur von einem Arzt verabreicht werden darf. Dieses sorgte in den letzten Jahren dafür, dass es keine neuen Todesopfer mehr durch die Vergiftung des Echten Steinfischs gab.

Es ist ratsam, beim Spazieren durch tropische Küstengewässer schlurfend zu gehen und genau hinzusehen, um nicht von oben auf die aufgestellten Stacheln zu treten. Des Weiteren empfiehlt es sich, flache Strandschuhe in Verbreitungsgebieten des Echten Steinfischs zu tragen. Diese bieten zwar keinen vollständigen Schutz vor den Stacheln, sorgen aber für ein wenig mehr Sicherheit.

Als Schwimmer oder Taucher sollte man seine Umgebung gründlich beobachten, bevor man den Boden oder vermeintliche Steine im Riff berührt. Wie bei allen giftigen oder gefährlichen Tieren ist die oberste Regel: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Weiterführende Literatur

  • Bergbauer, M. & Kirschner, M. (2020). Gefährliche Meerestiere: Die spektakulärsten Arten entdecken (S. 4-13, 34-37, 88-91, 102-105). Franckh Kosmos Verlag.
  • Hird, T. (2018). Korallenriffe. In Ozeanopädie: 291 unglaubliche Geschichten vom Meer (2. Aufl., S. 189–191). Terra Mater Books.
  • Hofrichter, R. (2019). Heimtückische Camouflage oder auffallen durch Blaulicht? In Die geheimnisvolle Welt der Meere: Eine Reise ins Reich der Tiefe (2. Aufl., S. 145–157). Penguin Verlag.
  • Hutchinson, S. (2008). Stachelflosser. In Die Enzyklopädie der Fische (S. 115). National Geographic Deutschland.
  • Schommer, M. (2014). Quallen – faszinierende Überlebenskünstler der Ozeane: Die Seewespe und ihre traurige Berühmtheit. In Im Fokus: Meereswelten (S. 130–132). Springer Spektrum. https://doi.org/10.1007/978-3-642-37720-4_10
  • Trinick, L. (2021). Das Museum des Meeres: Eintritt frei (S. 16, 30). Prestel Verlag.
  • van Treeck, P. (2017). Zonen eines Korallenriffes – ihre ökologischen Bedingungen und Bewohner. In Korallenriffe: Lebendige Metropolen im Meer (S. 121–131). Konrad Theiss Verlag.

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